Die Universität von Massachusetts schmückt sich mit dem Besitz einer Gemeinschaft, in welcher Studierende eine Vielzahl an sozialen, politischen und akademischen Gruppen auf dem Campus aufbauen können. Aber stimmt das wirklich?
Jedes Jahr wird das Recht, als eine Registered Student Organization (RSO) —eine registrierte Hochschulgruppe—anerkannt zu werden, an wenige auserwählte Gruppen verliehen. Dieser Status erlaubt ihnen Zugang zu Campuseinrichtungen, Verkäufern und Campus Pulse, einem Mehrzweck-Onlineforum. Es ist nicht überraschend, dass viele inoffizielle Gruppen diesen zusätzlichen Schritt gehen möchten.
Aber die Zahlen zeichnen ein düsteres Bild für RSO-Anwärter. Im Jahr 2017 wurden 49 von 55 Anwärter abgelehnt; letztes Jahr waren es 43 von 48. Das entspricht einer Bewilligungsquote von ungefähr 10% über die letzten zwei Jahre. Diese Ablehnungen führen regelmäßig zu Protest und Frustration bei den Studierenden.
Dem aktuellen Undergraduate Registry Oversight Committee (UROC), welches den Bewerbungsprozess beaufsichtigt, ist anzurechnen, dass die Bewilligungsquote auf 60 Prozent gestiegen ist – ungefähr 40 von 60 Bewerbungen wurden dieses Jahr angenommen. Das ist Fortschritt, aber hat sich letztlich wirklich etwas geändert?
Die Bewerbung um eine RSO zu werden ist ein anstrengender und risikoreicher Prozess. Es benötigt das Schreiben einer Satzung, Treffen mit Mitgliedern der Student Government Association (SGA) —die studentischen Regierungsassoziation der Uni—und einen langwierigen Bewertungsprozess. RSO-Anwärter werden häufig aufgrund von banalen Fehlern wie Wortwahl, Formatierung oder fehlerhafter Interpretation der Anweisungen abgelehnt.
Naja, es ist sinnvoll Gruppen dazu zu nötigen, ihre Verpflichtungen darzulegen und eine Finanzplanung zu entwerfen. Studierende bezahlen jährlich $131, um mehr als 200 Organisationen zu unterstützen, und niemand möchte, dass die SGA das Risiko eingehen muss, dutzende RSOs durch Soforthilfe zu unterstützen. Die SGA muss überdies wissen, ob die Gruppen gut genug organisiert sind, um an der Seite der SGA zu arbeiten, selbst wenn die Gruppen keine Finanzierung bekommen – laut dem RSO Handbuch braucht jede RSO Mitglieder, die in einem Rat mitarbeiten, Schulungen absolvieren und handeln, damit sie nicht eingefroren werden. Was unklar ist, ist warum das UROC darauf mit einem obskuren Prüfungsverfahren begegnet, das ständig Ärgernis hervorruft. Bekanntlich wurde die Bewerbung des Women’s Club Basketball Teams vierjahrelang aufgrund von fehlenden Kleinigkeiten wie der Phrase „signature responsibility“ (Unterschriftberechtigung) abgelehnt.
Eine Gruppe, in welcher ich Mitglied bin, die Sustainable Community Development Student Organization (SCDSO), war in ihrem zweiten Jahr der Bewerbung, um eine RSO zu werden. Die Gruppe schrieb „signature responsibilities“ in ihre Satzung, aber wurde scheinbar abgelehnt, da sie den Term nicht direkt auf ihre Officers zurückbezogen hatte.
Was noch schlimmer ist, SCDSO machte von der Gelegenheit gebrauch sich mit Vertretern von der SGA zu treffen und die betreffende Stelle ihrer Bewerbung zu diskutieren. Das wirft die Frage auf, ob die Erwartung überhaupt von jenen Leuten verstanden werden, die sie aufstellen.
„Es ist enttäuschend“, sagte Jake Butler, SCDSO Schatzmeister und Bachelorstudent in Entwicklung nachhaltiger Gemeinschaften SCD) im zweiten Jahr. „Unsere Gruppe musste diesen Prozess schon mehrere Male durchmachen, ständig gestresste und sich fragend, ob es dieses Mal klappen würde.“
Er nannte „winzige“ Probleme in der Satzung des Clubs, die zu einer Ablehnung geführt haben. SCDSO hat Einspruch eingelegt, der jedoch abgelehnt wurde. Es ist immer noch nicht klar, welche genaue Formatierung die SGA haben möchte.
„Wir diskutieren gerade, ob wir die SGA für eine Klärung kontaktieren oder es einfach lassen sollen“, sagte SCDSO Präsidentin und SCD Bachelorstudentin im vierten Jahr, Jessica Daury.
Die Frage ist, wenn UROC nach Wegen sucht, um das Durchhaltevermögen von Organisationen zu testen, warum sollten sie diese dann für Änderungen bestrafen, die von den Autoren in zwei Minuten durchgeführt werden könnten? Ist das Komitee der Meinung, dass es der Schreibstil eines Regelwerks und nicht seine Bedeutung ist, die die Basis seiner Anerkennung stellt?
UROC Vorsitzende Yashika Issrani teilte dem Collegian mit, dass das Komitee „nichts geringeres erwarte“, als dass die „genauen Kriterien“ des Handbuchs eingehalten werden, um „gerecht“ bestimmen zu können. Aber das erklärt nicht, warum RSO-Bewerber, die geringe Fehler machen, diese nicht auf der Stelle korrigieren dürfen. Ist die genaue Platzierung des Wortes „Unterschrift“ wirklich so wichtig, dass man deswegen angehende Gruppen als der Anerkennung untauglich abstempeln muss? Diesen schwierigen Prozess navigieren zu können sagt die SGA nichts darüber, ob man eine verantwortungsvolle RSO ist – es sagt ihnen nur, ob man gut darin ist, zeitaufwendige Checklisten abzuarbeiten.
„Wenn UMass bewerben möchte, dass Studierende ihre eigenen Gruppen auf dem Campus gründen können, dann muss sie auch hinzufügen, dass der Prozess unglaublich hart ist,“ fügte Butler hinzu.
Der Grund für diese Barrieren bleibt unklar. Im Jahr 2018 wurde der Zeitraum für RSO-Bewerbungen von vier auf zwei Wochen reduziert, um zu drosseln, was als „untragbarer Wachstum“ beschrieben wurde. Wenn die SGA die Pflicht hat, die Zahl der angenommenen RSO-Bewerbungen zu reduzieren oder die Zahl der jährlichen Zusagen zu beschränken, dann sollen sie das sagen – statt sich hinter bürokratischem Jargon zu verstecken, um die Zahl gering zu halten. Auf diese Weise könnten Bewerber die geringen Erfolgschancen sehen und sich entschließen, ob sie ihre Zeit nicht lieber für etwas produktiveres verwenden möchten.
Es gibt mehr Wege, wie die SGA diesen Prozess verbessern kann. Für Bewerbungen mit einigen wenigen Fehlern sollte es eine kurze Überarbeitungsphase geben, um diese auszubessern. Sollte dies zu einer untragbaren Anzahl an RSOs führen, müssen SGA und UROC neue, angemessene Voraussetzungen festlegen, beispielsweise eine Erhöhung der minimalen Teilnehmerzahl. Abschließend, wenn Satzungen die Voraussetzungen haargenau erfüllen sollen, sollte es ein öffentliches Muster geben, das RSO-Bewerbern die Zeit einspart, die es kostet, eine Unmenge an viel zu genauen Anweisungen zu befolgen.
Leider wurde die SGA im Lauf von letzten Jahr in lähmendes Drama verwickelt, dazu auch noch das Amtsenthebungsverfahren gegen ihren Präsidenten. Ich befürworte Rechtsstaatlichkeit, aber unnötige politische Brüche könnten dazu führen, dass die tatsächliche Beschäftigung mit studentischen Belangen auf der Strecke bleibt.
Die RSO-Bewerbung ist keine Ausnahme. Die Reform des Prozesses wird Fokus und Aufmerksamkeit der SGA benötigen und nicht nur eine Möglichkeit für Studierende „Feedback“ zu geben. Wir brauchen einen aktiven Austausch zwischen der studentischen Vertretung und der Studierendenschaft – sonst wird die Frustration mit jedem Semester nur noch wachsen.
James Mazarakis ist Chefredakteur des Meinungskommentars (Op/Ed) und unter [email protected] oder auf Twitter unter @dailyjmaz erreichbar.
Jan Niklas Jokisch ist ein Deutschübersetzer und ist unter [email protected] erreichbar.
Xenia Ariñez de la Vega ist die Deutsch-Redakteurin und ist unter [email protected] erreichbar.